Domherrin Kate Massey aus Coventry, England, berichtet von einem besonderen Friedens- und Versöhnungsprojekt, das seinen Ausgang in der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs nahm und bis heute wirkt. Das mittelenglische Coventry war 1940 die erste Stadt, die nach London durch die deutsche Luftwaffe zerstört wurde. In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 wurde die historische Innenstadt fast komplett zerstört – auch die gotische Kathedrale St Michael.
Fast genau 80 Jahre später, am 24. Oktober 2025, war Domherrin Kate Massey aus Coventry zu Gast an der Liebigschule. An der Kathedrale von Coventry ist sie zuständig für Kunst und Versöhnungsarbeit. Vor Schülerinnen und Schülern der Klassen 9-13 stellte sie die Arbeit und das Wirken der Kathedrale seit der Bombennacht von 1940 vor: Statt auf Rache setzte man in Coventry bereits 1940, inmitten von Ruinen, auf Versöhnung mit den Feinden.

Sinnbildlich dafür ist das sog. Nagelkreuz von Coventry – ein einfaches Kreuz, das aus drei mittelalterlichen Zimmermannsnägeln geformt wurde, die im Schutt der zerstörten Kathedrale gefunden wurden. Dies war der Ausgang der Nagelkreuzgemeinschaft, der heute weltweit über christliche Gemeinden und Einrichtungen angehören – davon über 80 in Deutschland. Sie setzen sich für Erinnerung, Frieden, Versöhnung und Vielfalt ein. Seit dem 24. Oktober diesen Jahres gehört mit der Alten Nikolaikirche am Römerberg nun auch eine Kirche in Frankfurt diesem Netzwerk an.
Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag war vielseitig und differenziert. Ihr Kern lässt sich gut mit dem Satz zusammenfassen, den ein Schüler in der Diskussion gesagt hat: „I think there is no limit to reconciliation“ – Ich glaube, es für Versöhnung gibt es keine Grenzen.
A. Classen, 11.11.2025